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Singer's Hotel Life – 5 Dinge für den Sängeralltag im Hotel

Autorenbild: Rebecca BlanzRebecca Blanz



Hallo aus, Überraschung, einem Hotel. Dem zweiten für diese Woche, dem fünften in einem Monat. Momentan ist es wirklich viel, aber ich genieße es, muss ich sagen. Es wäre blöd, wenn nicht, denn dann hätte ich den falschen Weg eingeschlagen für mein Leben.

Heute singe ich ein „Konzert zum Rosenmontag“, obwohl das Programm nicht allzu viel mit Rosenmontag gemein hat – gelacht wird trotzdem viel. Wir proben dafür seit vorgestern, sehr intensiv und lange (gestern acht Stunden am Stück). Ein unglaublich vielseitiges Programm, von Musik aus dem 17. Jahrhundert bis Rock.

Nach den klassisch-romantischen, aber nicht minder erfüllenden Rückertliedern, sowie zwei Wochen für Akquise und Studioaufnahmen, könnte der Kontrast nicht größer sein, herrlich!

 

Jetzt sitze ich also in meinem (übrigens wirklich tollen) Hotelzimmer, wieder einmal, und denke darüber nach, wie ich es mir eigentlich eingerichtet habe, dass das Leben auf diese Weise gut funktioniert.

Da ich weiß, dass viele andere damit Probleme haben und ich auch oft gefragt wurde, habe ich meine fünf wichtigsten Punkte gesammelt und aufgelistet. Los geht’s:

 

1.     Ohrstöpsel

Unangefochten Platz 1 auf dieser Liste, denn nichts ist für Musiker so wichtig, wie innere und äußere Ruhe, und im Hotel kann man sich bekanntlich nicht immer aussuchen, wie laut die Umgebung ist, und unbegrenzte Zimmerwechsel gibt es an der Rezeption sicher auch nicht. Mittlerweile existieren wirklich sehr gute wiederverwendbare Ohrstöpsel, meine sind aus Silikon. Es gibt die Extra-Kategorie „Sweet Dreams“, wo wirklich alle Frequenzen rausgefiltert werden, die dafür stören. Nicht nur die Physiker unter uns wissen, dass das andere sind, als wenn man seine Ohren ein wenig auf einem Rockkonzert schützen will. Solche Ohrstöpsel findet man leider selten in Deutschland, ich kaufe meine in Österreich oder den Niederlanden, wo man bekanntlich viel wandert oder zumindest naja...Fahrrad fährt. Ergänzend habe ich seit ein paar Monaten noch eine andere Lösung: Ein Stirnband mit kleinen Kopfhörern in den Ohrbereichen, was sich per Bluetooth mit dem Handy verbinden lässt. Wenn man gerne Hörbücher oder Schlafmusik hört und sonst von Außengeräuschen abgelenkt ist, ist das eine absolut relevante Alternative!

Guter Schlaf ist jedenfalls essenziell, was uns zu Punkt zwei führt.

 

2.     Eigenes Kopfkissen

Das hab ich zugegeben noch nicht so lange, ist aber der totale Game Changer. Ich hatte unterschätzt, wie wichtig es ist, sich nicht immer neu einrichten zu müssen, und einfach eine konstante Haltung auch beim Schlafen einzunehmen. Seitdem schlafe ich in Hotels noch viel ruhiger.

Die Kopfkissenbranche hat in den letzten Jahren richtig zugelegt und es gibt mittlerweile Kopfkissen, die so flexibel einsetzbar sind, dass Rücken-, Bauch- und Seitenschläfer sie gleichermaßen nutzen können UND man sie auch noch in Reisehüllen zusammenrollen UND in den Koffer packen kann. Hallo?!?! Luxus!!

Marken werde ich auch hier natürlich keine nennen, aber für Fragen bin ich offen.

 

3.     Beschäftigungsstrategien

Klingt banal, aber ist wahnsinnig wichtig. Auf Tourneen oder als Gast ist man automatisch viel alleine und wenn man das nicht gut kann, rufen sofort TV oder Streaming Dienste, denn das Hotel WLAN ist wirklich besser geworden in den letzten Jahren. Das ist sicher super, wenn man mal Urlaub macht und sich berieseln lassen will, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich irgendwann nur noch mit Eindrücken bombardiert und am Ende total reizüberflutet in Proben oder schlimmstenfalls ins Konzert kommt. Deswegen habe ich immer 2-3 Bücher dabei. Eins davon ist, um Gedanken und Erlebnisse aufzuschreiben, zwei zum Lesen. Dazu kommen natürlich Spazier- oder Memoriergänge, nette Kollegen und je nachdem, wo man ist, touristische Kurztrips (auch wenn das eher utopisch ist).

Wichtig ist jedenfalls, dass man sich alleine beschäftigen kann, und sich nicht schlecht fühlt dabei. Alleine zu essen, ist sowieso ein Punkt, den man können können muss, und ich habe das wirklich lieben gelernt. Selbstfürsorge und Tagträumen at its best. Letztlich ist völlig egal, was man da macht, man kann sich natürlich auch Puzzles, Sudokus oder sonstwas mitnehmen, aber die Grundaussage ist ganz klar: Kannst du nicht alleine sein, drehst du irgendwann durch. Das mal als ernstes Detail und als Gedankenanstoß. Jetzt wieder „leichtere“ Faktoren.

 

4.     Eigener Föhn

Es mag merkwürdig klingen, aber vor allem die Damen werden mich verstehen. Ich habe einen Reiseföhn immer dabei, denn oft sind Hotelföhne nicht wesentlich anders als diese ollen Dinger in Schwimmbädern. Das macht die Haare auf Dauer kaputt und man will ja auch Frisuren basteln für Konzerte. Außerdem gab es in meiner Laufbahn schon genug solcher Geräte, die die Haare überhaupt nicht trocknen. Das verfehlt leicht den Sinn und ist für Sänger vor allem im Zweifel gesundheitlich riskant. Deswegen lieber selbst vorsorgen. Übrigens musste ich den Plural von „Föhn“ extra googlen, um sicherzugehen, falls sich das jemand gefragt hat.

 

5.     Strohhalm und kleine Glasflasche

Warum? Ganz einfach: Wenn man in eine Flasche ein wenig Wasser füllt und durch den Strohhalm in das Wasser singt, hat man die einfachste Einsingübung der Welt. Und es ist längst nicht so laut, wie wenn man „richtig“ singt. Streicher und Bläser haben Hoteldämpfer, sowas haben wir nicht, deswegen müssen wir improvisieren. Es gibt Firmen, die das auch aus logopädischen Gründen perfektioniert haben, und Schläuche in verschiedenen Breiten extra dafür herstellen. Ich bin niemand, der ausschließlich damit arbeitet, aber zum ersten Aufwärmen ist das absolut top. Den Rest gibt’s dann im Einsingzimmer oder der Garderobe.

 

Extra: Espressokanne

Was soll ich sagen. Ich liebe Kaffee und ich liebe vor allem guten Espresso. In Hotels gibt es meistens Wasserkocher mit löslichem Kaffee und beim Frühstück Vollautomaten.

Das ist ok, aber nicht immer zufriedenstellend. In Theaterwohnungen habe ich immer meine kleine Espressokanne für auf den Herd dabei, in Hotels geht das natürlich nicht. Deswegen war ich mehr als freudig, als ich gesehen habe, dass es ebenjene Espressokannen jetzt auch elektrisch gibt, und was soll ich sagen? Das ist das beste Gefühl. Nur für die Milch brauche ich noch eine Lösung...aber es kommen ja noch ein paar Hotels!

 

Also, so sieht es mal derzeit aus. Wenn ihr Fragen habt, wo man Kissen, Schläuche, Kannen oder Ohrstöpsel bekommt, meldet euch gerne!

Vielleicht habt ihr ja auch selbst Angewohnheiten, die ich hier total ignoriert habe?

Ich bin gespannt.



Foto: Garderobenselfie von den Rückertliedern in Mannheim

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