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Köln Ehrenfeld - ein Tag voller kleiner Gesten

Autorenbild: Rebecca BlanzRebecca Blanz



Köln Ehrenfeld. Ich muss zum Friseur (ja, muss.), aber habe noch Zeit. Ich bin heute mental etwas zerstreut und starre beim Frühstückskaffee auf meine Adventskalenderkerze. Naja. Gehört wohl dazu, wenn man viel alleine unterwegs ist in dieser Jahreszeit und immer wieder mit sich selbst konfrontiert. Dennoch habe ich mich aufgerafft und mir quasi als Kompensation einen weiteren weihnachtlichen Kerzenhalter gekauft - fehlt noch die LED-Stabkerze, die im Hotel nicht den Feueralarm auslöst.

Jetzt hab ich aber immernoch Zeit.

Also irgendwo hin, wo es warm ist: McDonald’s. Fair enough. Ich bestelle nichts, aber man wird in Ruhe gelassen, wenn man hier sitzt. Beim Reingehen halte ich einem älteren Herrn mit Rolator im cremeweißen Steppmantel die Tür auf und er freut sich sichtlich über diese Geste.

Gerade hingesetzt beobachte ich, wie eine Dame dem Herrn in der Sitzecke vor mir eine Tasche gibt mit den Worten „Geben Sie das Ihrer kleinen Tochter. Geschenk.“ der Mann will irgendwas erwidern, aber die Frau winkt nur ab und sagt „machen Sie einfach.“

Dann kommt eine Frau zu dem Steppmantelherrn. Und sagt „Ja willst du einen Kaffee? Ich hab kein Geld, wieviel kostet denn ein Kaffee?“ Ich springe schon halb auf, weil ich gerne helfen möchte, aber merke, ich würde auf Stolz stoßen. Also schaue ich stattdessen wieviel ein Kaffee denn tatsächlich kostet.

Die Frau kommt zurück mit einem Kaffee für Herrn Stepp. Ich möchte zu ihr gehen und ihr sagen, dass ich mir gerade eh einen Kaffee holen wollte und ob sie auch einen möchte. Aber da gleitet sie (übrigens ebenfalls im weißen Steppmantel) bereits zur Tür hinaus.

Mir kommen die Tränen wegen dieser hohen Dichte an schönen Ereignissen. Und weil ich mich ärgere, nicht schneller gewesen zu sein. Ich hätte gerne geholfen, aber manchmal ist das Leben schneller. Vermutlich nicht nur beim Kaffee.

Jetzt kommt meine Bahn und ich hoffe, Jelena kann mit meinen Fransen etwas anfangen.

Vielleicht ist Advent eben nicht nur Beschaulichkeit. Sondern es lohnt sich, sich auch mal umzuschauen.



Foto von Frank Soens


 
 
 

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